Am Anfang unseres Arbeitsprozesses steht nicht das Element aus Beton, sondern dessen Schalung aus Holz. Reto Baumann sorgt dafür, dass diese auf den Millimeter genau passt. Dabei hilft ihm seine Berufserfahrung als Zimmermann – aber auch das Vorstellungsvermögen und neue Ideen sind gefragt.

Die Tür am Rand unserer Produktionshalle in Istighofen ist unscheinbar. Doch dahinter befindet sich ein bedeutender Ort: die Schreinerei, in der die Umsetzung unserer Betonelemente ihren Anfang nimmt. Dieser Raum mit den vielen Maschinen und Werkbänken ist seit Anfang 2018 das Reich von Reto Baumann. Sämtliche Schalungen für unsere Auftragsarbeiten setzt der 43-Jährige, der sich selbst als «Machertyp» bezeichnet, hier in Eigenregie um. Bei ihm steht ausnahmsweise nicht der Beton, sondern das Holz im Zentrum, «nach wie vor mein absolutes Lieblingsmaterial», wie Reto Baumann sogleich lachend klarstellt.
Vom Plan zum Negativ
Im Hintergrund der Werkstatt ertönt Retro-Musik aus dem Radio, im Vordergrund liegen Pläne bereit, auf denen die Masse und das Aussehen der fertigen Elemente ersichtlich sind. «Ich bekomme diese Angaben von den Projektleitenden und überlege mir dann, wie die Schalung gefertigt sein muss, damit am Schluss alles exakt stimmt – bezüglich der Masse, der Struktur und den Kräften, die auf das fertige Element wirken», erklärt Reto Baumann. «Konkret geht es darum, ein Negativ zu erschaffen, in dem das Betonelement später ausgegossen werden kann», fügt er an und streicht über die Oberfläche eines von ihm gefertigten Objekts. Schnell wird klar: In diesem Job ist nicht allein das handwerkliche Geschick gefragt. Zum geforderten Repertoire gehört, dass man gut mit Zahlen umgehen kann und ein überdurchschnittliches Vorstellungsvermögen hat. «Zum Glück gehört beides zu meinen Stärken», sagt Reto Baumann.
Schreiner mit zusätzlichem Können
Reto Baumann ist beim Elementwerk Istighofen als Schreiner angestellt, doch eigentlich ist er gelernter Zimmermann. Dies sieht er als Vorteil. «Dass ich früher selbst auf den Baustellen tätig war, kommt mir nun zugute», sagt er. «So weiss ich, worauf es bei der Montage ankommt, und ich kann die Schalungen entsprechend gestalten.» Seine Berufserfahrung hilft dem Familienvater aus Sitterdorf zudem, effizient zu planen, auch im Sinne der Nachhaltigkeit. «Wenn immer möglich, sollen die Schalungen oder Teile davon mehrmals verwendet werden können.» Eine seiner weiteren Spezialitäten besteht darin, Schalungen für besonders filigrane und kleinere Elemente herzustellen. Manchmal sind diese nur wenige Zentimeter dünn und trotzdem stabil. «Dabei ist viel Fingerspitzengefühl gefragt», fasst der Fachmann zusammen. Als anspruchsvollste Schalungen bezeichnet Reto Baumann diejenigen für die Ecken von Fassaden, da man diese manchmal in mehrere Segmente unterteilen muss. Geht es um die Betonsorte, bevorzugt Reto Baumann Elemente aus hellem und rauem Material. «Solche sind weitaus weniger heikel als dunklere und glatte», erklärt er. «Und mir sind solche Details wichtig, denn ich habe einen hohen Anspruch an die Qualität.»
Neue Lösungen dank Kreativität
Für den Bau der Schalungen kommen verschiedene Holzsorten zum Einsatz – längliche Leisten in Rohform, aber auch verarbeitete Materialien wie beschichtete Spanplatten und die klassischen gelben Schaltafeln. «Je nach Komplexität kann es sogar Karton oder gebogenes Blech sein, zum Beispiel bei Säulen oder anderen gerundeten Teilen», erklärt Reto Baumann. Er sieht sich als Erfinder, dessen Antrieb darin besteht, Unmögliches möglich zu machen. Manchmal gehe er nach getaner Arbeit in die Werkhalle hinüber, hinaus aus seiner Werkstatt, um beim Giessen oder beim Ausschalen dabei zu sein, verrät Reto Baumann. «Das sind besondere Momente», sagt er. «Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich für einen komplexen Fall eine Lösung gefunden habe, die hält, was ich mir davon versprochen habe.»





Einblicke in den Arbeitsalltag von Reto Baumann.